In diesem Jahr feiern evangelische Christinnen und Christen das 500. Jubiläum der Reformation. Aus diesem Anlass lädt die evangelische Kirchengemeinde den Gesprächskreis der Religionen in ihr Gemeindehaus in der Kronprinzenstraße ein, um das zentrale Thema der Reformation zu diskutieren: die Frage nach der Erlösung unabhängig von guten Werken

Während es in den meisten Religionen und auch in den meisten christlichen Konfessionen als notwendig gilt, dass Gott (oder Gottheiten) und der Mensch gemeinsam für das ewige Heil des Menschen sorgen (also sowohl göttliche Gnade als auch gute Werke des Menschen nötig sind), kommt es den Reformatoren zufolge allein auf Gottes Gnade an.

Gott spricht uns "ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist", heißt es in der Bibel (Römer 3,24). An diesem Vers machte Martin Luther seine zentrale reformatorische Entdeckung: nämlich dass Gott uns Menschen nicht aufgrund unserer guten Werke, sondern allein aus Gnade (sola gratia) und allein durch Christus (solus Christus) von Sünden und Tod erlöst. Dies zu erkennen, dazu genügt die Heilige Schrift (sola scriptura), doch annehmen können wir es allein im Glauben (sola fide), eine letzte Sicherheit oder Heilsgarantie gibt es also nicht.

"Wenn Gottes Gnade ausreicht und eine letzte Sicherheit eh nicht zu bekommen ist, warum soll man dann überhaupt gute Werke tun?", mag sich manch einer fragen. An diesem Abend werden wir den Fragen nach Erlösung und guten Werken nachgehen. Wir Evangelischen können darlegen, warum wir uns trotz - oder vielleicht gerade wegen - Gottes unbedingter Gnadenzusage um ein "gutes" Leben bemühen.

Der Gesprächskreis der Religionen trifft sich vierteljährlich, damit Gläubige verschiedener Religion sich über ihren Glauben austauschen können. Er ist kein fester Kreis - es können immer wieder neue Menschen hinzustoßen. Alle, die am Glauben anderer interessiert sind, sind herzlich eingeladen!