
Tipps der Verbraucherzentrale: Wichtige und weniger wichtige Versicherungen
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09.09.2024: Tipps der Verbraucherzentrale: Wichtige und weniger wichtige Versicherungen
Fünf bis sechs Versicherungen haben die Menschen in Deutschland – im Durchschnitt. Und sie geben dreistellige Summen pro Monat dafür aus. Rund 1.600 Euro jährlich waren es 2022 im Durchschnitt. Die Kosten pro Haushalt steigen seit Jahren stetig. Und trotzdem sind viele nicht gut abgesichert. Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW, erklärt, welche Versicherungen wirklich wichtig sind: „Sinnvoll ist eine Versicherung insbesondere dann, wenn ein Schaden so teuer werden kann, dass die Kosten nicht zu stemmen sind und existenzbedrohend wären.” Zu den wichtigsten Versicherungen zählen die Krankenversicherung, die private Haftpflicht und die Hausratversicherung. Denn sie decken die potentiell teuersten Risiken ab.
Andererseits gibt es auch zahlreiche Versicherungspolicen für Risiken, bei denen die Schäden eher gering sind oder die Wahrscheinlichkeit, dass der Versicherungsfall eintritt, klein ist. Dazu gehören beispielsweise meist Reisegepäck- oder Reisewetterversicherungen, Hochzeits- oder Geräteversicherungen.
Das sind die wichtigsten Versicherungen... Entscheidend ist, wie teuer der größtmögliche Schaden werden könnte
Fünf bis sechs Versicherungen haben die Menschen in Deutschland – im Durchschnitt. Und sie geben dreistellige Summen pro Monat dafür aus. Rund 1.600 Euro jährlich waren es 2022 im Durchschnitt. Die Kosten pro Haushalt steigen seit Jahren stetig. Und trotzdem sind viele nicht gut abgesichert. Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW erklärt, welche Versicherungen wirklich wichtig sind: „Sinnvoll ist eine Versicherung insbesondere dann, wenn ein Schaden so teuer werden kann, dass die Kosten nicht zu stemmen sind und existenzbedrohend wären.”
Nummer 1: Krankenversicherung
Die Private oder gesetzliche Krankenversicherung ist eine Pflichtversicherung – aus gutem Grund: Eine Operation oder die Behandlung einer schweren Erkrankung könnten viele nicht selbst bezahlen. Bei einer Krebserkrankung etwa können die Kosten schnell fünf- oder sechsstellig sein. Trotzdem sind mindestens 60.000 Menschen in Deutschland nicht krankenversichert. Grundsätzlich gilt: Wer im Monat nicht mehr als 5.775 Euro brutto verdient, ist automatisch gesetzlich krankenversichert. Die Beiträge zahlen Arbeitgeber und Beschäftigte jeweils ungefähr zur Hälfte. Die Versicherten können unter knapp 100 gesetzlichen Krankenkassen frei wählen. Unterschiede gibt es nur bei Extras und Serviceleistungen. Wer mehr als 5.775 Euro im Monat brutto verdient, kann auch eine private Krankenversicherung wählen. Bleibt man den-noch in einer gesetzlichen Kasse, gilt man als freiwillig versichert.
Nummer 2: Private Haftpflicht
Diese Versicherung ist ein absolutes Muss. Denn eine private Haftpflichtversicherung springt ein, wenn man anderen unabsichtlich einen Schaden zugefügt hat. Versichert sind Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die fahrlässig verursacht wurden. Das kann in die Millionen gehen und somit die eigene Existenz bedrohen. Denkbar sind etwa Unfälle unterwegs oder in der Freizeit, bei denen andere, unbeteiligte Menschen zu Schaden kommen oder Gegenstände beschädigt oder zerstört werden. Geschädigte können beispielsweise nach schweren Verletzungen Schmerzensgeld verlangen. Im schlimmsten Fall wird jemand dauerhaft arbeitsunfähig oder ein Pflegefall. Situationsabhängig kann weiterer Haftpflichtschutz wichtig sein wie beispielsweise eine Hunde-Haftpflicht. Bei Hunden ist die Rechtslage eindeutig: Wenn ein Hund etwa einen Verkehrsunfall verursacht, müssen Halter:innen häufig den vollen Schaden übernehmen. Auch Bisse oder andere Attacken können schlimme Folgen haben, für die Herrchen oder Frauchen haften müssen. Auch hier können hohe Personen-, Sach- und Vermögensschäden entstehen, die die eigene Finanzkraft deutlich übersteigen und möglicherweise existenzbedrohend sind. In einigen Bundesländern ist die Hunde-Haftpflichtversicherung vorgeschrieben, zumindest für bestimmte Hunde. In NRW zum Beispiel ist sie Pflicht für Hunde, die als gefährlich gelten sowie für besonders große und schwere Exemplare (ab 40 Zentimeter Widerristhöhe oder 20 Kilo Gewicht).
Nummer 3: Hausrat-/Wohngebäudeversicherung
Sofas, Schränke, Kleidung, Porzellan, Schmuck und viele andere Dinge: In Haus und Wohnung kommen über die Jahre zahlreiche Werte und persönliche Erinnerungsstücke zusammen. Ein Brand, ein Wasserschaden oder eine Verwüstung bei einem Einbruch kann vieles innerhalb kürzester Zeit zunichtemachen, deshalb ist es sinnvoll, den eigenen Hausrat zu versichern. Die Hausratversicherung bietet zudem Schutz gegen Schäden durch Blitzschlag, Leitungswasser, Raub und Vandalismus. Auch einige Naturgefahren sind abgesichert wie etwa Schäden durch Sturm und Hagel, jedoch z.B. keine Schäden durch Überschwemmungen, die durch Starkregen ausgelöst werden. Versichert sind alle beweglichen Gegenstände, also der gesamte Hausrat. Im Versicherungsfall wird der Verlust nach aktuellem Neuwert ersetzt. Wichtig ist, dass die Versicherungssumme hoch genug ist. Der Beitrag ist abhängig von der Wohnfläche und vom Wert der Einrichtung.
Nummer 4: Situationsabhängiger Versicherungsschutz
Abhängig von der Lebenssituation können folgende Policen ratsam sein: Berufsunfähigkeitsversicherung, Auslandsreisekrankenversicherung, Risiko-Lebensversicherung um nur einige zu nennen. Auch diese Versicherungen decken Risiken ab, die existenzbedrohend sein können, etwa wenn man nach einem schweren Unfall per Flugzeug nach Hause geflogen werden muss oder durch eine Krankheit dauerhaft nicht mehr arbeitsfähig ist.
Wichtig: Angebote vergleichen
Die Unterschiede zwischen den Leistungen sind oft ebenso groß wie bei den Beiträgen. Deshalb sollte man bei all diesen Verträgen immer mehrere Angebote einholen und keinesfalls noch während eines Gesprächs mit Versicherungen einen Vertrag unterschreiben. Vertragsunterlagen und Versicherungsbedingungen sollte man sich aushändigen lassen oder herunterladen. Dazu zählen auch generelle Verbraucherinformationen und die Belehrung über den Widerruf. Zudem sollte der Versicherer am Ombudsmannverfahren teilnehmen. Eine persönliche Beratung bieten die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW.
Weiterführende Infos und Links:
Mehr zur persönlichen Versicherungsberatung (kostenpflichtig) gibt es unter www.verbraucherzentrale.nrw/node/1445
Mehr zu wichtigen und unwichtigen Versicherungen findet sich hier: www.verbraucherzentrale.nrw/node/12605
Das sind die unwichtigsten Versicherungen... Vom Wetter bis zur Hochzeit: Manche Policen sind klar verzichtbar
Theoretisch lässt sich im Leben alles versichern. Aber sinnvoll ist das nicht. Wichtig sind existenzielle Risiken, die man selbst vermutlich nicht abfedern kann. Alles andere ist meist überflüssig. Entweder ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Versicherungsfall eintritt, sehr gering, oder die Schäden sind eher banal und lassen sich besser so regeln als sie zu monatlichen Kosten abzusichern. Versicherungsexpertin Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW erklärt, was verzichtbar ist.
Nummer 1: Reisegepäckversicherung
In den meisten Fällen ist eine Reisegepäckversicherung verzichtbar. Abhängig vom Wert des Inhalts ist der Verlust eines Koffers meist leicht zu ersetzen. Zudem kann in einigen Fällen auch eine bestehende Hausratversicherung helfen: Etwa wenn Gepäck oder Wertsachen im Urlaubsdomizil durch Sturm, Hagel oder Feuer beschädigt oder zerstört werden. Auch bei Raub oder Diebstahl greift die Hausratversicherung im Urlaub, jedoch nur dann, wenn die Täter:innen gewaltsam ins Feriendomizil einsteigen. Vorteil: Die Hausrat erstattet meist den Neuwert, die Reisegepäckversicherung in der Regel nur den Zeitwert. Deshalb sollte man solche Angebote auf Buchungsseiten meist ignorieren. Das gilt auch für „Rundum-Sorglos“-Pakete. Und wertvolle Dinge wie Laptops oder ähnliches sollte man im Handgepäck verstauen.
Nummer 2: Reisewetterversicherung
Der Urlaub ist verregnet, aber dann zahlt die Versicherung? Klingt verlockend, tritt allerdings nur sehr selten ein. Denn die Anbieter orientieren sich an den üblichen Regenmengen – und zahlen nur bei wirklich außergewöhnlich viel Niederschlag. Festgelegt sein kann etwa eine bestimmte Mindestniederschlagmenge in einem bestimmten Zeitfenster. Deshalb sind solche Policen eher nicht sinnvoll, auch wenn sie nur drei Euro pro Urlaubstag kosten.
Nummer 3: Geräteversicherungen
Ein gutes Beispiel sind Handyversicherungen, die haben in der Regel viele Lücken und Tücken, sodass man sich diesen löchrigen Schutz im wahrsten Sinne des Wortes sparen kann. Versicherungen für Fahrräder, Laptops oder Brillen lohnen sich nur bei sehr teuren Anschaffungen. Meist sind auch Glas-, Sterbegeld- und private Arbeitslosenversicherungen entbehrlich.
Nummer 4: Hochzeitsversicherung
Die Liebe lässt sich nicht versichern, und finanzielle Risiken rund um die Hochzeit auch nur bedingt. Denn Leistungsumfang und Absicherung sind begrenzt. Mögliches Szenario: Braut oder Bräutigam werden krank und die teure Hochzeitsfeier kann nicht stattfinden, aber auch nicht mehr storniert werden. Was dann genau erstattet würde, sollten Brautpaare sehr genau in den Versicherungsbedingungen nachlesen.
Nummer 5: Knöllchen-Versicherung
Knöllchen-Versicherungen rechnen sich ebenfalls meist nur für den Versicherer. Denn die finanzielle Bilanz ist schnell ausgerechnet: Falsch zu parken wird auch bei wenig Unrechtsbewusstsein kaum mehr als 50 Euro im Monat kosten – vermutlich ziemlich exakt der Wert der Versicherungsprämie. Selbst wenn die Versicherung 95 Prozent davon übernimmt, ist es ein Null-Summenspiel.
Die eigenen Versicherungen überprüfen
Generell lohnt es sich, die eigenen Versicherungen ab und an darauf zu überprüfen, ob sie noch sinnvoll sind und zur aktuellen Lebenssituation passen. Insbesondere bei Wohnungswechseln, Hochzeit oder Trennung, Kindern oder beim Rentenbeginn lohnt es sich, Verträge anzupassen.
Weiterführende Infos und Links:
Mehr zu wichtigen und unwichtigen Versicherungen gibt es unter
www.verbraucherzentrale.nrw/node/12605
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