Caterer Christoph Kappes in der Corona-Krise: „Hurra ich lebe noch, es geht weiter.“ pro Troisdorf e.V. – Der Unternehmer-Club Lechfeld 1

Caterer Christoph Kappes in der Corona-Krise: „Hurra ich lebe noch, es geht weiter.“

Meldung

20.11.2020: Caterer Christoph Kappes in der Corona-Krise: „Hurra ich lebe noch, es geht weiter.“

Christoph Kappes – Die Erlebnisgastronomie GmbH ist ein Catering-Service für die Region rund um Köln, Düsseldorf, Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Bergischen Land.

Christoph Kappes ist gelernter Koch und Metzger. Erfahrungen in seinem Gewerbe sammelte er auch an der Seite eines belgischen Patissiers. Davon zeugten köstliche Schokopralinen, die er zum pro Troisdorf-Interview mit Christian Seigerschmidt und Carsten Seim, Redaktionsbüro avaris  | konzept, servierte. Auf einem früheren Bauernhof im Lohmarer Ortsteil Krahwinkel hat er das Hauptquartier seines Catering-Unternehmens eingerichtet. In Troisdorf unterhält er nach wie vor einen Standort. Hier war er unter anderem langjährig für die Formel D tätig. Weitere Verbindung zu Troisdorf: Vater Karl-Josef Kappes leitete den Troisdorfer Männerchor als Dirigent. Im pro Troisdorf-Interview (Oktober 2020) berichtet er über sein Geschäft in der Corona-Krise. Zeitungsartikel in seinem Büro zeugen davon, dass seine Mitarbeiter*innen und er bis in höchste Kreise tätig waren, unter anderem für die früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und Horst Köhler. In diesem Jahr wird sein Unternehmen 25 Jahre alt.

Update Mitte November 2020:

Herr Kappes, wir haben im Oktober mit Ihnen ein Interview über ihre geschäftliche Situation infolge der Corona-Krise geführt. Nun hat uns im November ein zweiter Lockdown getroffen. Was hat sich bei Ihnen verändert?

Christoph Kappes: Bei mir ist die Lage nicht wesentlich verändert. Wir catern nach wie vor kleinere private Veranstaltungen bis zu zehn Personen. Jüngst habe ich bei Dreharbeiten in Meckenheim gearbeitet. Für mich und uns zahlen sich die langjährige Kundenpflege und die guten persönlichen Beziehungen aus. Viele Kunden melden sich auch bei uns, weil sie schlicht helfen wollen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin optimistisch, dass wir im Laufe des Jahres 2021 in eine neue Normalität zurückkehren können. Die Zeichen verdichtet sich, dass gegen diese Pandemie mit einem neuen Impfstoff doch ein Kraut gewachsen sein könnte. Der Bedarf an Genuss und Geselligkeit, die wir unseren Gästen bieten, wird immer da sein!

pro Troisdorf-Interview vom Oktober 2020:

Herr Kappes, können Sie uns etwas über den Troisdorfer Markt sagen?

Wir arbeiten viel im Stadtgebiet Troisdorf – vor allem für Unternehmen. Wir sind hier über den Unternehmer-Club pro Troisdorf sehr gut vernetzt. Tätig waren wir in der Vergangenheit langjährig auch für Viola Metzner, frühere Geschäftsführende Gesellschafterin der Formel D und Vorsitzende dieses Clubs. Zum 20. Jubiläum der Formal D. haben wir eine 65 Kilogramm schwere Torte in der Form des Unternehmens-Gebäudes gebaut. Wir unterhalten in der Nähe der Formel D. nach wie vor ein Büro und haben auch ein Gewerbe dort angemeldet. In der alten DN-Kantine waren wir oft für die Hüls AG aktiv. Auch über Thomas Gerhard/Die Weinquelle haben wir viele Aufträge abgewickelt. In diesem Jahr sind wir 25 Jahre am Markt. Die Jubiläumsfeier haben wir wegen der Corona-Krise auf das kommende Jahr verschoben. Für Reifenhäuser sind wir ebenfalls aktiv. Außerdem kooperieren wir mit Troisdorfer Unternehmen wie der RheinlandAkustik.

Wie betrifft Sie Corona und wie gehen Sie darauf ein?

Wir sind sehr hart betroffen. Wir haben Absagen und Verschiebungen auf 2021 in einer Größenordnung von 92 Prozent. Auch fast alle Hochzeiten werden abgesagt. Unsere Verluste bewegen sich, Stand September, in einer Größenordnung von 2,6 Millionen Euro. Die aktuellen Umsätze liegen auf unter 10 Prozent des Normalniveaus. Davon kann ich nicht einmal die Personalkosten und Sozialabgaben bezahlen. Vor Corona hatten wir 33 Festangestellte. Sieben Leute sind nicht mehr bei uns, weil Verträge ausliefen. Wir haben niemanden entlassen! Von Mitte März bis Mitte Juni haben wir zu 100 Prozent kurzarbeiten lassen. Ich habe lediglich mit meinen Azubis kleine Platten angerichtet.

Die kommende Karnevalssession können wir abschreiben. Im vergangenen Jahr hatten wir beispielsweise die Tribünen beim Rosenmontagszug in Köln beliefert. Dieses Geschäft können wir dieses Mal abschreiben. Ich bin in verschiedenen Karnevalsvereinen Mitglied. Mein Vater war Prinz Karneval in Köln. Hier generieren wir normalerweise viel Geschäft. Diese Verbindungen braucht man, weil das auch viele Wege in Unternehmen hinein bahnt.

Aber auch hier ist vieles abgesagt – zum Beispiel Weihnachtsfeiern, Neujahrsempfänge und Karnevalsempfänge sowie Frühjahrsveranstaltungen von Unternehmen und Banken sind gecancelt.

Parallel hatten wir in der ersten Shutdown-Woche im März einen schweren Wasserschaden, der unsere Küche für acht Wochen lahmgelegt hat. Es war in gewisser Weise Glück im Unglück, dass der Betrieb in dieser Zeit wegen Corona ohnehin ruhte, sonst wäre es eine richtige Herausforderung geworden und wir hätten übergangsweise in Containern kochen müssen. Wir haben allein rund 7000 Kilowattstunden Strom verbraucht, um den Küchenboden über 80 gebohrte Löcher zu trocknen.

Die Kurzarbeit und auch die staatliche Förderung helfen uns. Ich bin dem Staat dafür sehr dankbar. Wir haben die Corona-Hilfen am Anfang in Anspruch genommen, und auch das Kurzarbeitergeld. Zum Ende September haben wir das zweite Soforthilfen-Paket beantragt. Wir haben damit lange gewartet, weil die Beantragung aufwändig ist. Das Geld des ersten Hilfspaketes war in vier Wochen weg.

Ein Unternehmen Ihrer Größenordnung hat ja auch hohe laufende Kosten …

Das stimmt einerseits. Andererseits: Meine zehn Fahrzeuge sind sämtlich bezahlt. Das hilft uns in der Krise. Ich bin ein Mensch, der keine Kredite aufnimmt. Einzig zwei neue Kühlfahrzeuge haben über Mietkauf angeschafft. Das ging nicht anders, weil sie ein Vermögen kosten. Aber auch darüber hinaus gibt es Kosten, die weiterlaufen – Krankenkasse, Strom und Versicherungen beispielsweise. Weil wir in vergangenen Jahren so gut gewirtschaftet haben, haben wir in den vergangenen Monaten dennoch fast eine schwarze Null geschrieben.

Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf die vor Ihnen liegende Zeit?

Das Geschäft in den kommenden Monaten wird auf niedrigem Niveau verharren. Erst ab Ende Mai 2021 sind unsere Terminbücher wieder sehr voll. Natürlich kann niemand sagen, wie es dann aussieht. Ich bin viel mit Ärzten unterwegs. Sie alle hoffen, dass in der ersten Hälfte 2021 ein Impfstoff kommt. Wir alle lassen uns inklusive Personal regelmäßig auf Corona testen. Trotzdem haben wir Angst vor einem erneuten Shutdown.

Was läuft denn überhaupt noch an Geschäft in diesen Zeiten?

Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen. Sämtliche Bestellungen sind sehr kurzfristig. Wir übernehmen auch Jobs mit kleineren Personenzahlen zwischen 10 und 30. Das ist zwar nicht lukrativ. Zu Corona-Zeiten machen wir Platten für sechs Personen. Sie haben 1,20 Meter Durchmesser. Dadurch wird der Mindestabstand der Teilnehmer und Teilnehmerinnen von 1,50 Meter eingehalten.

Welche Geschäfte können Sie in diesen Krisenzeiten überhaupt noch entwickeln?

Wir arbeiten zurzeit an Konzepten mit der Tanzschule Breuer und in Köln mit Let´s Dance. Mit Malentes Theaterpalast in Bonn arbeiten wir an einem Konzept für eine kleine Weihnachtsfeier. Ob daraus etwas wird, wissen wir nicht. Ich rechne mir dabei nicht aus, dass ich daran viel verdiene. Wichtig ist mir das trotzdem, um Kontakt zu unseren Kunden zu behalten. Was nützt es Ihnen, wenn uns nach Corona keiner mehr kennt? Darum geht es. Darum unterstützen wir auch die Bonner Personenschifffahrt, indem wir auch für kleine Gruppen Tischbuffets anbieten.

Wir beliefern Hotels, die nicht mehr selbst kochen. Damit füllen wir eine Marktlücke. Aber auch hier ist das Geschäft eingebrochen.

Wir kommen unseren Kunden entgegen, auch wenn wir wegen geringerer Teilnehmerzahlen weniger Umsatz bei gleichbleibendem Umsatz haben. Der Hauptaufwand bei Events ist ja nicht das Essen. Es ist die benötigte Ausrüstung. Wir haben hier neun Überseecontainer mit Equipment stehen! Wir statten Events komplett aus.

Weggebrochen ist derzeit auch das Filmgeschäft. Wir bereiten Essen für Filmaufnahmen für die UFA, Privatsender und Netflix zu. Das kann sehr faszinierend sein, wenn man beispielsweise für den ZDF-Dreiteiler über das Hotel Adlon Essen wie in den 40er-Jahren anrichtet. Wir haben auch Essen für Produktionen mit Antony Hopkins zubereitet. Aber wie gesagt: Derzeit läuft hier auf diesem Feld nichts.

Sie sind sehr breit aufgestellt und müssten damit eigentlich krisenfest sein – aber die Corona-Krise lässt ihr Geschäft in fast allen Bereichen einbrechen?

Richtig. So ist es.

Wie gehen Sie mit Stornos um?

Wir sind da sehr zurückhaltend. Wir beanspruchen keinen Regress, wenn wir noch nichts eingekauft haben. Bis zu zehn Tagen vorher haben Kunden die Möglichkeit, ohne Kosten abzusagen.

Welches Geschäft bei Ihnen läuft in dieser Krise noch? 

Aktuell sehr viel kleinere private Feiern. Die meisten davon wurden schon vor der Krise geplant und jetzt deutlich abgespeckt. Das deckt zwar unsere Kosten nicht vollständig, aber man kann sich sagen: „Hurra, ich lebe noch, es geht weiter.“

Veranstaltungen, wenn Sie denn derzeit stattfinden, haben eine deutlich geringere Teilnehmerzahl. Wie rechnen Sie das ab?

Ich rechne nach Teilnehmerzahl ab. Würden wir nach unseren normalen Verträgen arbeiten, so könnten wir bei einer Halbierung der Teilnehmerzahl 25 Prozent auf den Preis für die verbliebenen Teilnehmer aufschlagen. Darauf verzichten wir in diesen Corona-Zeiten. Wir tun es bei unseren zumeist langjährigen Kunden ohnehin nicht.

Auch einen Aufschlag für die Umsetzung der ganzen Hygienevorschriften berechnen wir nicht.

Was empfehlen Sie anderen Unternehmern in dieser Krise?

Erst einmal: Stecken Sie den Kopf nicht in den Sand! Bleiben Sie an Ihren Kunden dran. Bleiben Sie in Ihren Netzwerken aktiv! Gehen Sie weiter freundschaftlich mit Kunden um, auch wenn diese aktuell keine Aufträge platzieren! Ich erlebe aber auch Loyalität langjähriger Kunden! Sie rufen mich an um zu fragen, wie es uns geht und motivieren uns zum Durchhalten. Das tut echt gut und baut auf.

Wie lange, glauben Sie, müssen Sie diese Lage durchhalten?

Ich rechne damit, dass die Durststrecke bis Mai 2021 andauert. Aber das schaffen wir!

Interview: Christian Seigerschmidt/Carsten Seim

pro Troisdorf Fact Sheet

  • Unternehmen: Christoph Kappes ­­– Die Erlebnisgastronomie GmbH
  • Firmensitz: Lohmar-Krahwinkel
  • Tätigkeit: Catering, komplette Events
  • Aktionsradius: Köln, Düsseldorf, Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und Bergisches Land.
  • Kundenkreis: Unternehmen, Banken, Behörden, Parteien, Vereine, Privatkunden
  • Mitarbeiter: vor Corona 33. Inzwischen 26.
  • Auszeichnungen (u.a.): „Ludwig“ als Anerkennung für unternehmerisches Engagement: Christoph Kappes – Die Erlebnisgastronomie GmbH, Auszeichnung der Zeitschrift Stilpunkte, Auszeichnung  der Dehoga als „Top Ausbildungsbetrieb“,  CSR-Botschafter des CSR-Kompetenzzentrums Rheinland, das von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg getragen wird.
  • Zutaten: Regionale Produkte, nachhaltiger Anbau. Kooperation mit dem Siegburger Metzgermeister Klaus Werner und mit dem Gewürzlieferanten Wiberg.
  • Internet: www.ckappes.de

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