Heinz Nagel: „Wir sind breit aufgestellt – das hilft uns in der Krise“ pro Troisdorf e.V. – Der Unternehmer-Club Lechfeld 1

Heinz Nagel: „Wir sind breit aufgestellt – das hilft uns in der Krise“

Meldung

11.08.2020: Heinz Nagel: „Wir sind breit aufgestellt – das hilft uns in der Krise“

Im Pro-Troisdorf Interview mit Christian Seigerschmidt und Carsten Seim beschreibt Nagel die Lage in seinem Unternehmen und Strategien zur Krisenbewältigung.

Heinz Nagel ist Geschäftsführender Gesellschafter des WerbeTeams Nagel. Das 2005 gegründete Unternehmen arbeitet im Gewerbegebiet Junkersring und beschäftigt 18 Mitarbeiter*innen.

Herr Nagel, wie haben Sie das Frühjahr 2020 erlebt?

Heinz Nagel: Die Corona-Krise hat viele meiner Planungen vor dem Jahreswechsel über den  Haufen geworfen. Ich war in der vergangenen Karnevalssession als Bauer im Dreigestirn um Altstädter-Präsident Torsten Sterzel angetreten. Natürlich bringt ein solches Ehrenamt auch einen höheren Bekanntheitsgrad für unser Unternehmen. Mit neuen Kontakten wollte ich ins Geschäftsjahr 2020 durchstarten. Doch dann kam Corona. Totaler Stillstand direkt nach Karneval. Mein Unternehmen lebt von persönlichen Kontakten, vor allem auch, wenn es ums Neugeschäft geht. Doch Face-to-Face-Termine waren im April und Mai nicht machbar. Gastronomie und Eventgeschäft standen still. Wir produzieren beispielsweise Eventbändchen für Kunden wie den ADAC, Vereine oder auch Rheinland-Akustik; dieses Geschäft kam vollständig zum Stillstand. Auch der 1. FC Köln, für den wir VIP-Bänder herstellen, hat alles reduziert. Was in der nächsten Fußballsaison stattfindet, steht in den Sternen. Weitere Erschwernis: Viele unserer Ansprechpartner waren im Homeoffice und schwer erreichbar.

Wie stark waren Ihre Umsatzeinbrüche im April, Mai und Juni im Vergleich?

Wir hatten in diesen Monaten ungefähr die Hälfte unseres Vorjahresumsatzes.

Haben Sie über alternative Produkte nachgedacht, die aktuell gefragt sein könnten?

In den ersten Wochen hat man uns bestürmt, Mund- und Nasenmasken herzustellen. Ich habe zunächst abgelehnt, weil dies nicht unser Kerngeschäft ist. Dann habe ich gesehen, dass diese Masken zu utopischen Preisen auf den Markt kamen. Daran wollte ich mich nicht beteiligen, weil ich nicht am Leid der Menschen Geld verdienen will.

Bei Spuckschutzwänden bin ich aktiv geworden, weil ich für die Herstellung von Werbebeschriftungen  aus Acryl- beziehungsweise Plexiglas über entsprechende CNC-Maschinen verfüge. Natürlich biete ich diese Wände im Gegensatz zu einigen anderen Anbietern zu normal kalkulierten Preisen an! Bei uns kosteten Plexiglas-Wände im Format 60 x 90 cm 69 Euro. Andere Anbieter haben sich bei mir beschwert, dass ich die Preise kaputtmachen würde. Ich habe noch einmal betont, dass wir bei unseren sauber kalkulierten Preisen bleiben, weil wir aus dieser Krise kein Kapital schlagen wollten. Rund 400 Spuckschutzwände haben wir inzwischen verkauft. Zu unseren Kunden zählen beispielsweise auch die Stadtwerke Troisdorf. Diese nutzen sie als Trennung zwischen den Schreibtischen ihrer Mitarbeiter. 100 Stück haben wir für die Bäckerei Vogt angefertigt. Für die Sieglarer Traditionsgaststätte Beim Pompe Jupp fertigten wir eine komplette Verkleidung der Theke auf Maß. Wir haben diese Hygienewände auch deutschlandweit verschickt – für das Deutsche Rote Kreuz, mit dem wir seit langem kooperieren, und auch für Kinos.

Auf Drängen vom Kunden habe ich auch Desinfektionsständer, Desinfektionsmitteln sowie Mund- und Nasenschutzmasken beschafft. Das habe ich getan, um mein Kundennetzwerk zu bedienen – natürlich auch hier zu normalen Preisen!

Sie haben im Sommer 2016 eine neue Firmenzentrale am Junkersring eröffnet – ein Investment von rund 1,8 Millionen Euro. Wie kommen Sie mit den geschilderten Umsatzeinbrüchen zurecht?

Es waren einige Maßnahmen notwendig, um das zu managen. Zuerst einmal haben wir geschaut, wo wir überall einsparen können. Sofort im April haben wir Kurzarbeit beantragt – zunächst waren alle Mitarbeitenden im Betrieb auf 50 Prozent gesetzt. Inzwischen arbeiten Teile unseres Teams auch wieder voll. Wir haben mit dem Finanzamt Steuerstundungen vereinbart und beim Land NRW die Soforthilfe in Höhe von 25 000 Euro abgerufen. Bereits nach einer Woche war das Geld da. Für den laufenden KfW-Kredit, den wir für unsere neue Zentrale aufgenommen haben, wurde eine Tilgungsaussetzung bis zum Jahresende vereinbart. Bei der VR Bank Bonn Rhein-Sieg haben wir darüber hinaus Anfang Juni einen zinsgünstigen KfW-Kredit in fünfstelliger Höhe mit zweijähriger Tilgungsfreiheit erhalten. Hier hat sich die Vernetzung mit dieser Regionalbank bewährt. Innerhalb von vier Wochen war alles über die Bühne. Wir kennen und vertrauen uns. Die VR Bank Rhein-Sieg eG hat alles sehr unbürokratisch und zeitnah abgewickelt und uns damit sehr geholfen.

Hinzu kommt, dass wir als Gesellschafter dieses Unternehmens Überschüsse stets in unseren Betrieb reinvestiert haben. Wir begnügen uns mit bescheidenen Geschäftsführergehältern. Es gibt weder Privatentnahmen noch Tantiemen in unserer Familien-GmbH. Deshalb ist unsere Eigenkapitalquote recht hoch. Das hat uns in dieser Krise sehr geholfen.

Wie gestaltet sich Ihr aktuelles Geschäft?

Wir haben langjährig gewachsene Beziehungen zum Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern. Da ist stets ein gewisser Bedarf da. Ein größeres von der Krise unberührtes Geschäftsfeld sind Werbeanlagen aus Acryl. Wir haben die Maschinen dafür. Ein aktuelles großes Projekt, das wir damit realisiert haben: Wir haben mit eigenen Monteuren während der Corona-Krise Beschilderung und Leitsysteme für die Universitätsklinik Bonn geliefert und angebracht.

Gleichzeitig geht es darum, wie wir uns neue Geschäftsfelder eröffnen können. Aktuell bin ich im Gespräch mit einem in der Region ansässigen Online-Shop. Hier tun sich möglicherweise Kooperationschancen bei Produkten und Vertriebskanälen auf.

Gemeinhin sagt man, dass in der Krise auch eine Chance liege. Wie ist das bei Ihnen?

In den Verwerfungen, die diese Krise mit sich gebracht hat, verändern sich auch Lieferanten-Kunden-Beziehungen. Kunden bleiben üblicherweise lange bei einem Lieferanten und wechseln vielfach erst, wenn sich beispielsweise Preise oder Abläufe stark verändern. Wir haben hier die Chance, in Lücken zu springen. Das geht gar nicht einmal so sehr über den Preis, sondern beispielsweise durch unsere Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Vielseitigkeit in der Produktion. Dabei hilft es uns derzeit sogar, dass wir nicht voll ausgelastet sind. Wir können sehr schnell auf Anfragen reagieren und uns damit profilieren. Ich würde mir wünschen, dass die Einkäufer in Troisdorfer Unternehmen Anbieter aus unserer Region noch stärker berücksichtigen. Oft brauchen sich die Preise, die wir anbieten können, vor Angeboten im Internet nicht zu verstecken! Vom Service ganz zu schweigen!

Wie entwickelt sich die Lage nach dem Shutdown aus Ihrer Sicht?

Langsam spüre ich auch eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen. Die ruhigere Zeit nutzen mein Vertriebsteam und ich für Telefonate. Wir sprechen dabei auch Kunden an, mit denen wir schon länger keinen Kontakt mehr hatten. Inzwischen finden auch wieder persönliche Gespräche statt, darunter auch Vielversprechende mit potenziellen Neukunden. Unser Vorteil als Unternehmen in dieser Krise ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Wir fertigen Beschriftungen und Außenwerbung, Fahrzeug-Beklebungen, Werbetextilien, individualisierte Arbeits-, Sport- und Vereinskleidung inklusive hochwertigen Bestickungen und Beflockungen, Stempel, Gravuren. Wir können Digitaldruck, Plot, Drucksachen – von Visitenkarten bis zu Magazinen inklusive Vorlagenerstellung. Wir sind aktiv im Messebau, aber eben diversifiziert. Unternehmerische Monokultur habe ich immer vermieden. Das zahlt sich jetzt aus!

Ihr Ausblick auf die Zeit nach Corona?

Ich bin ein unerschütterlicher Optimist. Das hat mich in allen Höhen und Tiefen, die ich als Unternehmer erlebt habe, immer aufrechterhalten. Es wird weiter gehen!

Interview: Christian Seigerschmidt, Carsten Seim (Pro Troisdorf e.V.)

Info WerbeTeam Nagel

  • Gründung: 2005, 2016 neue Zentrale am Junkersring
  • Gesellschafter: Heinz Nagel (Geschäftsführung), Sabrina Blatzheim (Geschäftsführung), Heike Nagel.
  • Mitarbeiter: 18
  • Geschäftsfelder: Beschriftungen und Außenwerbung, Fahrzeug-Beklebungen, Werbetextilien, individualisierte Arbeits-, Sport- und Vereinskleidung (hochwertige Bestickung, Beflockung), Stempel, Gravuren, Digitaldruck, Plot, Drucksachen (von Visitenkarten bis Magazin) inklusive Vorlagenerstellung, Messebau, Sonderanfertigungen.
  • 1200 Quadratmeter Produktionsfläche sowie 500 Quadratmeter Bürofläche und eine Halle für die staubfreie  Fahrzeugbeschriftung und Vollverklebung.
  • CNC-Fräse z. B. für Werbebuchstaben)

mehr

Karte

Karte wird geladen ...

Zum Aktivieren der Karte müssen Sie unten auf den "Akzeptieren"-Button" klicken. Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter (Google Maps) übermittelt werden.

Breitengrad: 50.818995
Längengrad: 7.103235

Tags

Straße

Junkersring

Branchen

Dienstleistung

Stadtteil

Spich